Seit über 4 Jahren begleiten wir von Sharkbite nun schon Unternehmen bei der Integration von Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle und Prozesse. Als Rahmenwerk für Nachhaltigkeit verwenden wir dabei die SDGs (17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen), da sie ALLE Dimensionen abdecken und sehr ausführlich dokumentiert sind.
Und eigentlich jedes Mal werden wir gefragt: „Und? Welches Nachhaltigkeitsziel ist jetzt davon das Wichtigste?“
Wie sich unsere Sichtweise in den letzten Jahren verändert hat, und wie man grundsätzlich mit Priorisierung und Zielkonflikten umgehen sollte, lest ihr hier im Blogbeitrag von Dr.-Ing. Daniel Groos.
Unterschiedliche Probleme führen zu unterschiedlichen Sichtweisen
Die Frage nach dem wichtigsten SDG wird in verschiedenen Regionen und gesellschaftlichen Gruppen sehr unterschiedlich beantwortet.
In der Regel orientiert sich die Antwort an dem größten wahrgenommenen Problem. Während wir in Westeuropa den Klimawandel als zentrales Problem der Nachhaltigkeit betrachten (ist ja auch fast das einzige SDG, welches in den Medien präsent ist), stellen in anderen Regionen Ziele wie Armuts-, Hungerbekämpfung, Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit die aktuell größten Probleme dar.
Neben der regional unterschiedlichen Priorisierung gibt es auch innerhalb der Gesellschaften verschiedene Problemstellungen. Unternehmen, Arbeiter:innen, die Stadt- und Landbevölkerung sind jeweils mit ihren eigenen Herausforderungen konfrontiert.
Die Frage wird von den Betroffenen der Nichtnachhaltigkeit also sehr individuell und kontextbezogen beantwortet.
Für Nachhaltigkeitsexperten ist die Sache da einfacher. Es gibt unter den SDGs keine Priorisierung. Nur wenn es in allen Dimensionen für die jeweiligen Betroffenen spürbare Verbesserungen gibt sind wir auf dem Weg zu echter, weltweiter – der Definition von Nachhaltigkeit entsprechenden – inter- und intragenerationen Gerechtigkeit.
Was sagt eigentlich die UN dazu?
Eine der wesentlichen Errungenschaften der Weltgemeinschaft, für mich auf einer Stufe mit den Menschenrechten ist die „Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 25. September 2015 70/1. Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, welche die SDGs und die zugehörigen Zielgrößen (Targets) definiert und verbindlich festschreibt. In der Präambel der Resolution heißt es zur Bedeutung der Ziele eindeutig:
„Sie (die 17 Ziele) sind integriert und unteilbar und tragen in ausgewogener Weise den drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung Rechnung: der wirtschaftlichen, der sozialen und der ökologischen Dimension. …
Die Querverbindungen zwischen den Zielen für nachhaltige Entwicklung und deren integrierter Charakter sind für die Erfüllung von Ziel und Zweck der neuen Agenda von ausschlaggebender Bedeutung. Wenn wir unsere Ambitionen in allen Bereichen der Agenda verwirklichen können, wird sich das Leben aller Menschen grundlegend verbessern und eine Transformation der Welt zum Besseren stattfinden.“
Die UN macht damit klar, dass es keine Priorisierung zwischen den Zielen gibt und sie alle gleichberechtig nebeneinanderstehen. Insbesondere soll es auch keine Zielkonflikte geben.
In der Praxis treten vordergründig, aber regelmäßig Zielkonflikte auf. Z.B. „wenn unser Produkt zirkulärer werden soll, verbrauchen wir mehr Wasser.“
Wir Sharks haben hier 2 mögliche Antworten:
Ihr seid noch nicht fertig mit dem Nachdenken, oder
Das könnt Ihr noch besser!
Zur Vermeidung von Zielkonflikten ist jede Anstrengung gerechtfertigt, da das Inkaufnehmen von negativen Wirkungen (Impacts) aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zu riesigen Problemen für zukünftige Generationen führen können.
Und was bedeutet das in der unternehmerischen Praxis?
Bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit ergeben sich daraus in der Regel zwei Leitplanken:
Auf welche SDGs hat mein unternehmerisches Handeln überhaupt Einfluss?
Zielkonflikte sind nicht hinnehmbar!
In der Praxis bedeutet das, dass ich mir erst mal überlegen muss, welche SDGs entlang meiner Wertschöpfungskette überhaupt maßgeblich beeinflusst werden und durch mich werden können.
Naheliegend sind da immer
SDG 13 – Klima -> Vermeidung von CO2 Emissionen
SDG 12 – Kreislaufwirtschaft -> Reparierbarkeit, Refurbishment, Lebensdauer verlängernde Maßnahmen, zirkuläre Geschäftsmodelle (z.B. Sharing)
SDG 5 – Geschlechtergerechtigkeit -> paritätische Besetzung der Gremien, Equal Pay
SDG 3 und 4 – Gesundheit und Bildung, gehören auch zu den eher allgemeinen und damit beeinflussbaren Zielen
Oftmals kommen dann noch ein oder zwei unternehmensspezifische Ziele wie Wasser (SDG 6), Energie (SDG 7) oder Infrastruktur (SDG 8) dazu, die sich aus dem Produkt- und Serviceportfolio des Unternehmens ergeben.
Dies legt auch eine von der IHK München bereits 2017 veröffentlichte Befragung nahe.
So und welches ist nun das beliebteste Shark-SDG?
Klar, dass wir alle SDGs wertschätzen und im Auge haben. Dennoch hat sich durch unsere Erfahrung in den letzten Jahren immer mehr ein Favorit herausgebildet und das ist...
Genau!! Ziel 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.
Zu Beginn der Nachhaltigkeitstransformation denken Unternehmen häufig nur in der Kategorie: „Was kann ich verändern oder erreichen?“ – Ich kann z.B. Eigenstrom für die Produktion verwenden (SDG 6 + SDG 13) oder ein Gesundheitsprogramm für meine Mitarbeitenden auflegen (SDG 3).
Je länger man sich jedoch mit dem Thema beschäftigt geht man weg vom „ich“, hin zum „wir“ – „was können wir verändern oder gemeinsam erreichen?“
In unseren Strategieprojekten forcieren wir die Kontaktaufnahme mit den wichtigsten Lieferanten und Kunden; zu Wissenschaft und Forschungsinstituten und zu Unternehmen aus anderen Industrien. Dort sind so häufig die sogenannten „Low Hanging Fruits“ zu finden und oft einfach umzusetzen.
Unternehmen: „Warum liefert Ihr uns den Rohstoff xy in Plastiksäcken?“
Lieferant: „Das machen wir doch schon immer so. Wir dachten, das wollt ihr so, für andere Kunden haben wir längst ein Pfandcontainer-System eingeführt. Könnt Ihr sofort auch haben 😊"
Kunde: „Ich liebe Euer Produkt, leider kann man es anscheinend nicht reparieren.“
Unternehmen: „Ok, das war mir nicht bewusst. Für uns ist eine Reparatur sehr einfach. Wir werden diesen Service gerne in Zukunft anbieten 😊“
Für uns Sharks ist es immer wieder verblüffend zu sehen, wie das Tagesgeschäft regelmäßig verhindert sich ernsthaft mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten der wichtigsten Stakeholder auseinanderzusetzen. Hier liegen oft die einfachsten und wirksamsten „win-win“ Situationen für die Nachhaltigkeit.
Hört sich kompliziert an? Ist es aber eigentlich gar nicht 😊. Es gibt mittlerweile Expert:innen, die wie wir Sharks bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien, Maßnahmen und der Transformation zum nachhaltigen Unternehmen die notwendige Starthilfe geben können, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Bereit loszulegen oder den nächsten Schritt zu gehen? Lasst uns gemeinsam nachhaltig sein und miteinander sprechen. Wir freuen uns auf Eure Nachricht.