Nachhaltigkeit ist eine komplexe Angelegenheit. Das weiß sicher jede*r, der oder die schon einmal eine Initiative in diesem Bereich gestartet hat. Bei komplexen Problemen geraten wir mit den klassischen Management-Methoden an unsere Grenzen. Viele Führungskräfte, mit denen ich spreche, fühlen sich von der Themenvielfalt und den vielen Neuerungen zum Thema Nachhaltigkeit immens gefordert und sehen es als zusätzlichen Punkt auf ihrer langen Agenda. Dabei ist nachhaltige Führung aus meiner Sicht einer der Hebel, um Nachhaltigkeit in die Umsetzung zu bringen.
Nachhaltige Führung, oder auch Sustainable Leadership, ist eine Art von Führung, die sich auf die Schaffung von langfristigem Wert und Nutzen für die Organisation und ihre Stakeholder konzentriert, wobei auch der Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft berücksichtigt wird. In unserem ersten Blogbeitrag zum Thema Sustainable Leadership findet Ihr mehr dazu.
Um Führungskräfte auf dem Weg dahin zu unterstützen, haben Thomas Wiese und ich am 31.01.2023 in Leipzig gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur - Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur (digitalzentrum-zukunftskultur.de) einen Präsenz-Workshop zum Thema Sustainable Leadership angeboten. Neben viel Austausch und Raum zum Netzwerken gaben wir vor allem die Möglichkeit, die eigene Führung anhand einfacher Tools zu reflektieren und zu erarbeiten.
In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch einige Tools aus dem Workshop vorstellen sowie Tipps geben, wie Ihr sie selbst anwenden könnt.
Den Startpunkt kennen - Die innere Landkarte
Wenn wir uns auf den Weg machen, müssen wir erst einmal unseren jetzigen Standort kennen. Das Coaching Tool der inneren Landkarte in Kombination mit Lego Bausteinen bringt spielerisch Klarheit darüber, wo Ihr beim Thema Nachhaltigkeit aktuell steht. Dabei könnt Ihr Euch selbst auf der Karte verorten als auch Euer Team bzw. Umfeld. Steht Ihr zum Beispiel „am Limit“, habt Ihr gerade eine gute „Aussicht“ oder seht Ihr den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht? Wo stehen Eure Teammitglieder?
Das Tool eignet sich vor allem dann, wenn Ihr Euren inneren Standpunkt zum Thema Nachhaltigkeit entdecken und besprechbar machen möchtet. Durch die bildliche Sprache und die spielerischen Elemente werden Distanzen und Konflikte sichtbar, welche sonst hinter dem Vorhang des Business-Sprache verborgen bleiben. Hier findet Ihr Tipps für das Erstellen Eurer Landkarte: Mit Reflexionskarten beginnen | Einstiegsmethoden Teil 3 – LAUF-RAT
Quelle: Helmut Jansen, LAUF-RAT
Handlungsspielräume identifizieren – Das Circle of Influence Modell von Stephen R. Covey
Nachhaltigkeitsthemen können überwältigend, global und komplex sein. Bei all den Neuerungen und verwobenen Zusammenhängen können wir uns manchmal macht- und hilflos fühlen (auch, wenn wir es vielleicht nicht zugeben wollen). Dieses Tool bringt Euch zurück in die Handlungsfähigkeit.
Das Circle of Influence Modell nutzen wir bei Sharkbite oft in Führungskräftetrainings, Team Workshops oder Trainings zur Selbstorganisation. Das Kreismodell umfasst drei Zonen: a) Circle of Control: „Dinge, die ich selbst entscheiden kann“, z.B. was ich sage) b) Circle of Influence: „Dinge, die ich nicht entscheiden, aber beeinflussen kann“, z.B. Beziehung zu anderen c) Circle of Concern: „Dinge, die ich weder entscheiden noch beeinflussen kann“, z.B. die aktuelle Wirtschaftslage.
Das Tool eignet sich vor allem dann, wenn Ihr Euch von vielen externen Anforderungen eingegrenzt fühlt und wieder in den Macher-Modus kommen wollt. Zeichnet dafür die Kreise auf ein Whiteboard (geht auch virtuell) und sammelt auf Post-Its persönliche Beispiele. Die Umsetzung ist im Ansatz simpel: Setzt die Dinge um, die in Eurer Hand liegen. Werdet Euch bewusst, womit Ihr wie Einfluss ausüben könnt. Findet praktische Wege, mit äußeren Gegebenheiten umzugehen.
Die Wirkung von Führungsverhalten verstehen – der Eisberg
Die Ziele sind gesetzt, der Plan gemacht, los geht’s! Und dann passiert es: Manche Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind quasi ein Selbstläufer, andere werden kreativ umgangen oder verlaufen im Sande - woran liegt das? Das Eisbergmodell, angelehnt an das Kulturebenenmodell von E. Schein, kann Euch helfen unter die Wasseroberfläche zu blicken.
Über der Wasseroberfläche befindet sich alles, was greifbar und klar steuerbar ist. Unter der Wasseroberfläche schwimmen ungeschriebene Regeln und unausgesprochene Erwartungen. Also Aktivitäten, die passieren, obwohl wir nichts – oder etwas anderes - vorgeben: Wo findet Nachhaltigkeit schon selbstorganisiert statt? Und welche Erwartungen behindert z.B. vorgeschriebenes Energiesparen? In der Tiefe schlummern Grundannahmen, Werte und Überzeugungen, welche persönlich oder auch in der Unternehmenskultur verankert sind. Diese steuern oftmals unbewusst unsere Entscheidungen und Handlungen.
Das Tool eignet sich besonders dann, wenn Ihr Treiber und Hindernisse von Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf systemischer und kultureller Ebene aufdecken möchtet. Dies kann z.B. mit dem betreffenden Projektteam, der Führungsmannschaft oder einer Fokusgruppe genutzt werden.
Tipps für die Praxis
Unsere Sustainable Leadership Tools eignen sich sowohl für die Selbstreflektion als auch für Team Workshops oder Team Retros. Plant Euch genügend Zeit ein, um die Ergebnisse zu besprechen und bestimmt eine*n Moderator*in, um Euch durch die Übungen führen zu lassen.
Ihr möchtet Eure Führungskräfte fit machen für die nachhaltige Transformation oder wünscht Euch eine*n Moderator*in für Euren nächsten Workshop? Unsere Expert:innen der Sharkademy begleiten Euch dabei. Wir freuen uns auf Eure Nachricht.