Wenn man im Netz nach Artikeln zu 'Kreislaufwirtschaft' und 'Mittelstand' sucht, findet man nicht gerade viele Ergebnisse. Warum ist das so?
Die Kreislaufwirtschaft wird dafür gefeiert, dass sie Kosten senken, Innovationen vorantreiben und die Wettbewerbsfähigkeit stärken kann. Der Mittelstand ist bekannt für seine pragmatische und innovative Herangehensweise sowie seine Spezialisierung und Agilität.
Warum also sind die beiden noch nicht DIE große Liebesgeschichte unserer Zeit?
Unsere Vermutung: Es könnte an einem Übersetzungsproblem liegen! Zwar wenden viele von ihnen bereits Kreislaufwirtschaftsprinzipien an, benennen diese aber nicht so. Abstrakte Konzepte und Metadiskussionen entsprechen nicht dem praktischen und wertorientierten Handeln kleiner und mittlerer Unternehmen. Sie fühlen sich dadurch nicht angesprochen und beteiligen sich nicht an der Diskussion.
Hinzu kommt, dass das Konzept der Kreislaufwirtschaft, so wie es in den 90er Jahren geprägt wurde, einer Abfallwirtschaft bzw. Recyclingwirtschaft entspricht und nicht dem Circular Economy Gedanken, der aktuell auf globaler Ebene diskutiert wird. Die disruptive Innovation, die die Circular Economy bringen soll, versteckt sich noch hinter der deutschen Übersetzung „Kreislaufwirtschaft“, die hier noch oft verwendet wird und alte Denkmuster zementiert. Diese beiden Ansätze bzw. Entwicklungsstufen in der Diskussion und im Handeln zusammen zu bringen, scheint eine Herausforderung.
Doch Ressourcenschonung und effizienter Umgang mit Materialien liegen im Herzen des Mittelstands! Daher muss das Thema Kreislaufwirtschaft im Sinne der Circular Economy für KMU praxisnah erklärt werden, um den Unternehmen aufzuzeigen, was sie bereits in diese Richtung leisten und wo Potential für eine Weiterentwicklung liegt. Es geht darum, einfache und effektive Maßnahmen zu finden, um das Konzept greifbar zu machen und in Richtung Circular Economy voranzutreiben.
Liebesgeschichte Teil 1: Warum Kreislaufwirtschaft und Mittelstand das perfekte Paar sind
Kreislaufwirtschaft ist ein Konzept, das darauf abzielt, Ressourcen möglichst effizient im Wirtschaftskreislauf zu halten, anstatt sie nach einmaliger Nutzung zu entsorgen. Statt linearer Wertschöpfungsketten, in denen Rohstoffe gewonnen, Produkte hergestellt und nach Gebrauch entsorgt werden, sollen Stoffkreisläufe geschlossen werden.
Warum also passt die Kreislaufwirtschaft so gut zum Mittelstand? Hier die wichtigsten Gründe, warum beide Seiten voneinander profitieren:
Ressourceneffizienz
Die Kreislaufwirtschaft ermöglicht es Unternehmen, Ressourcen effizienter zu nutzen und zu schonen. Dies ist besonders wichtig für KMU, die teils auf knappe Ressourcen angewiesen sind. Entweder sind die Ressourcen schwer verfügbar, ggf. gibt es Probleme in der Lieferkette. Oder die Ressourcen sind und werden immer teurer. Hier bietet die Kreislaufwirtschaft viel Innovation, um sich gegen eine unfreiwillige Abhängigkeit von Ressourcen resilient aufzustellen.
Kosteneinsparungen
Die Wiederverwendung von Materialien und Produkten spart Kosten für Neuanschaffungen und vor allem für die Entsorgung. Ein erster Schritt kann sein, den aktuellen Zustand des Unternehmens hinsichtlich seiner Ressourcennutzung und Abfallproduktion zu analysieren. Das klingt logisch und einfach, aber auch hier hilft die Kreislaufwirtschaft mit ihren Strategien und Instrumenten wie der Energie- und Stoffstromanalyse sowie der Ökobilanzierung, geeignete Potenziale aufzudecken. Eine eigene Kreislaufwirtschaftsstrategie hilft Unternehmen, diese Potentiale systematisch anzugehen.
Wettbewerbsvorteile
Die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten kann KMU Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem sie sich durch innovative und nachhaltige Lösungen von der Konkurrenz abheben. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen und eines zunehmend durch unvorhersehbare Krisen und Kriege beeinflussten Marktgeschehens ein nicht zu unterschätzender Aspekt.
Kundenbindung
Nachhaltigkeit ist für viele Kunden ein wichtiger Faktor. Kreislaufwirtschaftskonzepte können nicht nur dazu beitragen, ein umweltbewusstes und im Rahmen planetarer Grenzen agierendes Profil aufzubauen, sondern Kunden auch durch neue Dienstleistungen langfristig an das Unternehmen zu binden.
Zukunftssicherung
Angesichts knapper werdender Ressourcen und steigender Umweltanforderungen sind Kreislaufkonzepte ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit mittelständischer Unternehmen. Sie bieten neue Möglichkeiten, Kooperationen und Netzwerke aufzubauen und in Innovation und Forschung zu investieren. Nur so können funktionierende zirkuläre Geschäftsmodelle entstehen, mit denen Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit sichern können.
All dies sind gute Argumente, von denen Unternehmen direkt profitieren. Diese vielversprechende Kombination aus Kosteneinsparungen, Wettbewerbsvorteilen und nachhaltigen Lösungen ist für die Resilienz von Unternehmen von großer Bedeutung und bringt ihnen einen direkten Nutzen.
Lest in unserem Teil 2 der Liebesgeschichte, warum ein Einstieg in die Kreislaufwirtschaft für KMU kein komplexer Prozess sein muss, sondern eigentlich ganz einfach ist. Dort beschäftigen wir uns mit einfachen Strategien der Kreislaufführung in der Umsetzung.
Warum auch KMU nicht zu lange mit dem Einstieg in die Kreislaufwirtschaft warten sollten, erfahrt ihr in Teil 3 unserer Liebesgeschichte. Dort geht es um konkrete Handlungsoptionen und wie KMU diese am besten umsetzen.