top of page

Die Atempause durch die Omnibus-Initiative – Warum Unternehmen jetzt erst recht auf Ökodesign setzen sollten

Autorenbild: Heinke SchogerHeinke Schoger

Die Europäische Union befindet sich mitten in einem spannenden Balanceakt. Auf der einen Seite stehen ambitionierte ökologische Ziele, auf der anderen Seite die Sorge vieler Unternehmen über regulatorische Belastungen. In diesem Spannungsfeld hat die EU-Kommission kürzlich mit der Omnibus-Initiative reagiert – einer Maßnahme zur Vereinfachung und Verschlankung von Berichtspflichten, die als Teil des EU-Arbeitsprogramms für 2025 angekündigt wurde und im Einklang mit dem „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ der EU steht. Was auf den ersten Blick nach einem Rückschritt in Sachen Nachhaltigkeit aussieht, ist in Wahrheit eine wertvolle Chance. Denn klar ist: Die Atempause, die Unternehmen durch die Omnibus-Regelung gewinnen, sollten sie dringend in das Herzstück nachhaltiger Transformation investieren – in die Umsetzung der Ökodesign-Verordnung (ESPR).


Ökodesign: Der Treiber für Europas Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit

Die ESPR ist weit mehr als eine regulatorische Pflichtübung. Sie ist ein verborgener Innovationsmotor, der europäische Unternehmen nachhaltig zukunftsfähig macht. Denn während Berichterstattungspflichten vor allem Transparenz schaffen und damit indirekt zu Innovationsdruck führen, verändert Ökodesign das Spielfeld radikal. Hier entstehen konkrete Produktinnovationen, die Unternehmen im globalen Wettbewerb deutlich stärken können.

Im Zentrum des European Green Deals stehen neben der ESPR weitere bedeutende Maßnahmen wie die EU-Verpackungsverordnung (PPWR), das Recht auf Reparatur, die Batterieverordnung und die EU-Textilstrategie. Gemeinsam haben sie das Ziel, durch gezielte Produktanforderungen die europäische Wirtschaft zu transformieren und resilienter gegen externe Krisen und Lieferengpässe zu machen. Diese Regelungen sind nicht nur ökologische Notwendigkeiten, sondern strategische Hebel, mit denen Europa gegenüber wirtschaftlichen Schwergewichten wie den USA und China konkurrenzfähig bleiben kann. Beide Regionen investieren massiv in grüne Technologien und nachhaltige Innovationen. Europa darf hier nicht zurückfallen – im Gegenteil: es sollte seine Chance nutzen, durch nachhaltiges Produktdesign neue globale Standards zu setzen.


Innovation als gemeinsamer Nenner aller Nachhaltigkeitsanforderungen

Doch warum liegt ausgerechnet im Produktdesign ein so großes Potenzial? Weil gutes Design die Stellschraube ist, mit der sich Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit miteinander verbinden lassen. In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit und Lieferengpässen geprägt ist, bedeutet nachhaltiges Design längst keine reine Image-Frage mehr, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit. Unternehmen, die ihre Produkte schon heute auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Materialeffizienz ausrichten, sind morgen robuster und wettbewerbsfähiger.

Dabei geht es um mehr als bloße Compliance. Ökodesign fordert und fördert Innovation aktiv heraus. Es zwingt Unternehmen dazu, eingefahrene Wege zu verlassen und neue, langfristig wirtschaftlichere Ansätze zu finden. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltiges Produktdesign setzen, entwickeln Wettbewerbsvorteile, die weit über regulatorische Anforderungen hinausgehen und sich langfristig am Markt etablieren können.


Die gewonnene Zeit durch die Omnibus-Initiative für Produkt-Innovation nutzen

Mit der Omnibus-Verordnung verschafft die EU den Unternehmen genau das, was echte Innovation benötigt: Zeit. Innovation ist ein Prozess, der nicht kurzfristig abrufbar ist. Sie erfordert systematisches Vorgehen, interdisziplinäre Zusammenarbeit, kontinuierliches Lernen durch Iteration und Prototyping, die Anwendung agiler Methoden wie Design Thinking sowie einen intensiven Austausch mit Stakeholdern. Gerade nachhaltige Produktinnovationen brauchen eine sorgfältige Planung, intensive Kommunikation mit Lieferanten, Partnern und Kunden sowie Raum für Kreativität und Experimente.

Genau hier liegt der entscheidende Vorteil der aktuellen Atempause. Statt Zeit und Ressourcen allein in administrative Pflichten fließen zu lassen, haben Unternehmen nun die Gelegenheit, ihren Blick strategisch nach vorn zu richten. Wer jetzt beginnt, systematisch Nachhaltigkeit in seinen Innovationsprozessen zu integrieren, wird später nicht nur regulatorische Vorgaben problemlos erfüllen, sondern auch neue Marktchancen erschließen und Lieferkettenrisiken verringern.


Warum abwarten beim Produktdesign gefährlich ist

Was aber passiert, wenn Unternehmen die aktuelle Phase nicht aktiv nutzen? Klar ist: Die Anforderungen an nachhaltige Produkte werden in den nächsten Jahren nicht geringer, sondern deutlich umfangreicher und anspruchsvoller. Versäumnisse beim Produktdesign rächen sich dann doppelt – mit höheren Umstellungskosten, drohenden Marktverboten und Wettbewerbsnachteilen. Zudem kann das Vertrauen der Kunden und Investoren leiden, wenn Unternehmen erst auf Druck reagieren und nicht aus eigener Initiative nachhaltige Wege beschreiten.

Die Zeit, die aktuell durch die Omnibus-Initiative gewonnen wird, ist deshalb kein Freifahrtschein für Untätigkeit, sondern vielmehr eine letzte Chance, vorausschauend zu handeln. Unternehmen, die jetzt mutig in ihre Innovationsfähigkeit investieren, sichern sich langfristig Resilienz, Unabhängigkeit und Marktvorsprung.

 

Unser Vorschlag für die nächsten Schritte:

1.      Potenzialanalyse durchführen: Es braucht ein klares Bild davon, wo das Unternehmen aktuell steht und wo gezielt gehandelt werden muss (Status quo analysieren, welche Produkte sind betroffen, welche Materialien werden verwendet, nachhaltige Risiken und Chancen im Produktportfolio identifizieren).

2.      Prioritäten setzen: Wo soll zuerst investiert werden, um schnelle und signifikante Erfolge zu erzielen? (Welche Produktgruppen haben den größten Impact für Nachhaltigkeit und schnelle Markterfolge, die zur Motivation und internen Unterstützung der Transformation dienen).

3.      Interdisziplinäres Innovationsteam bilden: Experten aus Design, Einkauf, Vertrieb und Nachhaltigkeit verbinden, die gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiten (Team arbeitet mit Design-Thinking und ähnlichen Methoden, bspw. der 10 R-Challenge, um systematisch nachhaltige und innovative Produktlösungen zu entwickeln).  

4.      Prototyping & Stakeholder-Test: Schnelles Lernen, Kosten sparen und Risiken frühzeitig erkennen, nur so entstehen praxisnahe und marktfähige nachhaltige Lösungen (Rapid Circular Prototyping).

5.      Roadmap erstellen und strategische Kommunikation nach innen und außen: Erstelle eine klare Roadmap, um nachhaltige Innovation systematisch zu integrieren und langfristig fortzusetzen (Akzeptanz, Unterstützung und Sichtbarkeit für nachhaltige Innovation erhöhen – dadurch entsteht langfristig ein Wettbewerbsvorteil).

Mit Diesen fünf Schritten helfen wir Unternehmen dabei, systematisch, pragmatisch und zielgerichtet ins Handeln zu kommen.

 

Shark-Fazit: Ökodesign jetzt angehen

Die EU rudert mit der Omnibus-Initiative keinesfalls von ihren Nachhaltigkeitszielen zurück – im Gegenteil. Sie schafft bewusst Raum für das, was wirklich zählt: Innovation. Die ESPR und ähnliche Initiativen sind die eigentlichen Hebel, die Europas Wettbewerbsfähigkeit sichern können. Unternehmen sollten die gewonnene Zeit jetzt gezielt für Innovationen im nachhaltigen Produktdesign nutzen – denn letztlich entscheidet Innovationskraft darüber, welche Unternehmen im globalen Wettbewerb der Zukunft erfolgreich bestehen können.

 
 
Sharkbite Innovation Logo

Innovate what matters - Sharkbite Innovation ist eine Nachhaltigkeits- und Innovationsberatung mit Sitz in München. Wir fördern den Wandel von innen heraus, indem wir Organisationen mit den richtigen Strategien und Methoden für Innovation und Nachhaltigkeit ausstatten und sie bei ihrer Transformation anhand wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ziele unterstützen.

Dive with us.

Sharkbite Innovation GmbH
Hans-Mielich-Straße 13

81543 München 

  • LinkedIn

© 2024 Sharkbite Innovation GmbH 

ERHALTEN SIE SHARK-NEWS

Unser vierteljährlicher Newsletter informiert Sie über Neuigkeiten aus unseren Projekten, gibt Anregungen zu aktuellen Nachhaltigkeitsthemen und hält Sie über unsere Veranstaltungen, Publikationen und Mitarbeitenden auf dem Laufenden. 

Expertise

Nachhaltigkeit
Innovation
Transformationsberatung- und begleitung

bottom of page